Französische Mode, Stil und Dresscodes

Mittwoch, 15. März 2017

Französische Mode, Stil und Dresscodes

 

Willkommen bei LOOK AT YOU!

Mein Name ist Isabella Jaburek-Nourry. Ich bin Stil- & Imageberaterin. In meinen Blog-Einträgen schreibe ich über Stil-, Image- & Mode-Themen. In diesem Beitrag habe ich ein Gespräch in der französischen Botschaft in Wien mit Madame Teixeira Da Silva – die Frau des Botschafters – über französische Mode, Stil und Dresscodes in der Diplomatenwelt geführt.

 

 

Madame Teixeira, sind Sie modeinteressiert? War das immer schon so?

Ja, sehr. Nein, das war nicht immer so. Mein Interesse für Mode wurde erst als Studentin in Paris geweckt. Als Zeichen der Zugehörigkeit zu einer Studentengruppe war es wichtig, gut gekleidet zu sein. In dieser Zeit begann ich als Assistentin einer Modejournalistin für die Zeitung Le Monde zu arbeiten. Später war ich auch für das Unternehmen Revlon tätig. Da habe ich viel über Mode gelernt und Gespür für Stil entwickelt.

 

Haben Sie einen Lieblingsdesigner und was bedeutet Stil für Sie?

Nein, ich habe keinen Lieblingsdesigner. Stil bedeutet für mich die Fähigkeit, Kleidung unterschiedlicher Stilrichtungen gekonnt zu mischen. Ich nenne das ‚mix and match‘. Teure Designerware oder Kleider aus dem Secondhand Shop mit unbekannten Labels so zu kombinieren, dass ein guter Gesamtlook entsteht.

Ein ‚Overall-Look‘ wird dadurch vermieden, denn alles nur von einer einzigen Marke zu zeigen, wirkt meist langweilig. Zu gutem Stil gehören natürlich das richtige Make-Up, eine gepflegte Frisur und passende Accessoires. ‚Overdressed‘, übertrieben angezogen zu sein, kommt für mich nicht in Frage.

 

Ihr Stil in drei Worten und ist Mode ein Spiegelbild der Gesellschaft?

Diskret – elegant – eklektisch. Ja, Mode ist immer ein Spiegelbild. Ein Spiegelbild sozialer Gruppen, ein Gefühlsbarometer oder Ausdruck einer Lebensweise – ‚way of life‘.

 

Müssen Sie als Frau des Botschafters einen strengen Dresscode einhalten?

Nein, überhaupt nicht. Ich kann total frei agieren, aber als Repräsentantin und Frau des Botschafters ist es für mich selbstverständlich bei Empfängen gut gekleidet zu erscheinen. Ich mache das bewusst, da es für mich zum guten Ton gehört.

In meiner Garderobe befindet sich genug Kleidung für alle möglichen Anlässe. Es gibt keinerlei Vorschriften und ich werde auch nicht kontrolliert. In Paris gibt es für die Frauen der Botschafter, vor der Entsendung in das Ausland, ein kurzes Training. Das ist alles.  

 

 

Mode ist immer ein Spiegelbild sozialer Gruppen, ein Gefühlsbarometer

oder Ausdruck einer Lebensweise. 

 

 

 

In diplomatischen Kreisen wird Wert auf passende Kleidung und gepflegtes Äußeres gelegt. Wie organisieren Sie Ihre Garderobe bzw. nach welchen Kriterien wählen Sie Ihre Kleidung für offizielle Empfänge in der Botschaft aus? Gewähren Sie uns einen Einblick?

Bezüglich Kleiderordnung für Diplomaten ist es vielleicht sinnvoll, zwischen Karrierediplomaten und Diplomaten, die nicht vom Außenministerium entsendet werden, zu unterscheiden. Bei Karrierediplomaten spielen Dresscodes – mein Mann trägt immer Anzug, Hemd mit Doppelmanschetten und Krawatte – sicher eine größere Rolle.

Wir empfangen hier, in dieser wunderschönen Residenz am Schwarzenbergplatz, ganz unterschiedliche Gäste: Minister, Künstler, Wissenschaftler, Musiker und Diplomaten aus der ganzen Welt. Ich möchte, dass sich unsere Gäste wohlfühlen und ich kleide mich, wie bereits erwähnt, diskret und elegant. Ich habe eine große Garderobe. Im Laufe der Zeit habe ich viele Erinnerungsstücke in der ganzen Welt gesammelt: Schmuck aus Senegal, Schuhe aus Paris, Kleider von unserem Aufenthalt in Portugal, um nur einige Beispiele zu nennen. Bisher habe ich alle Kleider und Accessoires behalten. Irgendwann kommt alles wieder in Mode.

 

Wer inspiriert Sie? Schauspielerinnen, Stil-Ikonen?

Eigentlich niemand, nicht einmal meine Mutter hat mich inspiriert. Im Laufe der Zeit entwickelte ich meinen eigenständigen Stil. Zur Anregung lese ich gerne Modemagazine und Fashion-Blogs.

 

Bei Stil, Eleganz und äußerem Erscheinungsbild geht es in erster Linie um die ‚Gesamtoptik‘. Zuerst sollte jedoch die Person gesehen werden und dann erst das Kleid, der Anzug, die Accessoires. Sind teure Marken ein Garant für einen stilvollen Auftritt?

Nein, überhaupt nicht. Markenware alleine genügt nicht, denn es zählt das Zusammenspiel von Manieren, Bewegung, Kleidung, Sprechweise und der Person selbst.

 

Französinnen zeigen Eleganz und Stilsicherheit und wirken dabei ganz gelassen. Anscheinend liegt das an der Einstellung zur Schönheit, die Kunst das Leben zu genießen – das Savoire-vivre. Wie sehen Sie als Französin dieses ‚Außenbild‘?

Ja, das stimmt. Wir haben diesen Ruf und sind stolz darauf. Es hat schon viel mit unserer Lebenseinstellung zu tun. Wir lieben es, uns gut zu kleiden, mit Freunden zusammen essen, auszugehen und das Leben zu genießen. Wenn ich in Paris bin treffe ich mich sehr gerne mit meinen Freundinnen zum Einkaufen und Bummeln. Wir achten auf ein gepflegtes Äußeres und auf gute Manieren. Allerdings zeigt sich das Straßenbild in der Modehauptstadt Paris sehr unterschiedlich. Nicht jede Frau kann sich ständig neue Kleider leisten und gestylt im Café sitzen. Das ist auch eine Frage des Einkommens und des Milieus.

 

 

Mode macht kulturelle Hintergründe, spezifische Wertvorstellungen und Lebenseinstellungen sichtbar.

 

 

Britinnen mögen sich kecker und ‚more crazy‘, Italienerinnen klassischer und Amerikanerinnen perfekter kleiden. Französinnen zeigen meist gekonnten Stilbruch und scheinen keinem Modediktat zu folgen. Sie haben in unterschiedlichen Ländern gelebt. Können Sie diese skizzierten Bilder bestätigen?

Wir haben in fünf verschiedenen Ländern gelebt. Die skizzierten Bilder stimmen nur bis zu einem gewissen Grad. Es kommt darauf an, wo man sich befindet: Im Stadtgebiet oder auf dem Land. In den Städten ist die Bevölkerung sicherlich modebewusster. In Moskau, um ein Beispiel zu nennen, trifft man auf modern gekleidete Menschen. Nur zehn Kilometer von der Stadt entfernt, sieht man Frauen mit den typisch buntgemusterten Kopftüchern. 

Das Stadt-Land-Gefälle fand ich immer sehr interessant. Mode ist ein Mittel der Kommunikation, aber sie funktioniert nicht in allen Ländern und Regionen gleich. Mode macht kulturelle Hintergründe, spezifische Wertvorstellungen und Lebenseinstellungen sichtbar. Allerdings werden ästhetische Ideale auch mit Hilfe von Massenmedien verbreitet und führen zu vereinheitlichten Geschmacksmustern.

 

Es gibt nichts besseres als seinen eigenen persönlichen Stil zu entwickeln. Was würden Sie einer ambitionierten Person raten? Womit beginnt man am besten?

Ich würde sagen, mit der Körperbewegung. Eine stilvolle Person muss sich entsprechend bewegen können. Eine korrekte Körperhaltung verhilft zu einem selbstbewussten Auftritt. Sprache und Wortwahl sind ebenso von Bedeutung. Manieren dürfen auf keinen Fall fehlen. Korrekte Kleidung, dezentes Make-Up und eine guter Haarschnitt sind ausschlaggebend für ein attraktives Auftreten. Das Zusammenspiel aller genannten Faktoren ergibt schließlich ein positives, harmonisches Gesamtbild. Eine Stil- und Imageberaterin zu buchen ist sehr zu empfehlen und eine Einkaufstour mit einem Privat-Shopper kann Wunder wirken.

 

Welche Mode-Basics oder Stil-Klassiker würden Sie jeder Frau empfehlen?

Einen Bleistiftrock, klassischen Blazer-Mantel, schwarze Hose, weiße Bluse, eine gut passende Jean, Blazer, eine schlichte Handtasche und last but not least das Kleine Schwarze.

Danke für das Gespräch an Madame Teixeira da Silva in der Französischen Botschaft in Wien / www.ambafrance-at.org

Isabella Jaburek-Nourry

 

Foto: www.shutterstock.com 

 

 


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